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Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich auf den Investor ... keinen Wert lege

Veröffentlicht am 19.02.2024

Hallo,

mein Name ist Manni Bimberle. Ihr kennt mich nicht? Doch, ihr kennt mich, und zwar alle. Ihr findet mich in den Stadien und vor den Bildschirmen. Denn ich bin der durchschnittliche Fußballfan.

Aber gerne noch ein paar Infos zu mir: Ich bin zu 92% männlich, auch wenn wir Jungs nur 48% der Bevölkerung stellen und rüstige 50-59 Jahre alt. Mein Einkommen ist so hoch, dass ich in den Kategorien „hohe Kaufbereitschaft“ und „sehr hohe Kaufbereitschaft“ 5-11% über dem Durchschnitt liege.

Meine Hobbys neben dem Fußball sind Autos, Gaming, Telekommunikation und Charity. Entgegen der Vermutung, konsumiere ich 33% weniger Bier als der Durchschnitt, bei Limonade und Schnaps greife ich aber ca. 30% häufiger zu. Für Lebensmittel im Allgemeinen, als auch Kosmetikartikel gebe ich ebenso mehr Geld aus als der Durchschnitt.

Abseits des schnöden Mammons und der Völlerei bin ich natur- und heimatverbunden, interessiere mich für Kultur und genieße gerne die Zeit mit meiner Familie.

Da ich aus Süddeutschland komme, bin ich, wie auch 73% der Dauerkartenbesitzer, Mitglied meines Lieblingsvereins. Ich habe aber den Eindruck, dass 64% dieser Mitglieder dies nur sind, um vergünstigt an die Dauerkarte zu kommen. Knapp die Hälfte der Dauerkarteninhaber sind auch dabei, weil die Eltern oder Großeltern schon regelmäßig ins Stadion gegangen sind. Die wenigsten, also knapp 21% der Dauerkarteninhaber, geben an, dass Ihnen die Mitbestimmung im Verein wichtig ist.

 

 

Aber teuer ist alles geworden, pro Jahr gebe ich für die Dauerkarte im Schnitt 326,80 € aus, der obligatorische Fanartikel pro Saison für 85,40 € darf aber auch nicht fehlen. Wenn die Rote und das Bier schmeckt, kommen am Spieltag auch nochmal 42,20 € für das leibliche Wohl zusammen. Findet ein Auswärtsspiel statt, dann kosten mich Anreise & Co. nochmal 69,30€. Wenn ich die Frau vor mir sehe, dann fällt mir auf, dass diese im Vergleich zu uns Männern mehr für die Anreise und Verpflegung vor Ort ausgibt. Generell sind aber nur 44% der Fans mit dem kulinarischen Angebot zufrieden, 52% wünschen sich mehr Regionalität oder allgemein eine größere Vielfalt. 70% würden hierfür auch mehr Geld ausgeben.

Und wenn der Ball Mal nicht rollt und ich mich informieren möchte, dann schaue ich favorisiert auf die Website meines Vereins, auf den Webseiten der Tagespresse oder konsumiere öffentlich-rechtliche Sportsendungen.

Die App meines Vereins nutzt ein bisschen mehr als die Hälfte der Fans, diese dann aber zu 75% eher häufig bis sehr häufig , hauptsächlich zum Kauf von Fanartikeln oder zur Teilnahme an besonderen Aktionen. Wenn ich mich mit anderen Fans austauschen will, nutze ich eigentlich nur digitale Formate, wie z.B. die Social-Media Präsenzen meines Clubs auf öffentlichen Plattformen, manchmal auch Foren des Vereins.

So wie 85-90% der anderen Fans stört es mich, dass ich nicht elektronisch bezahlen kann, bzw. die Bezahlung nicht in allen Stadien standardisiert ist. Die Nutzer dieser Zahlungsart geben auch an, dadurch mehr Geld in den Stadien auszugeben. Auch über 90% geben an, dass Sie ein Punktesammelsystem nutzen würden.

Da wir ja aktuell viel über das liebe Geld sprechen, die meistens Fans, also knapp 56% sind offen dafür, dass die Vereine mehr Geld aus der Vermarktung von Produkten abseits des Platzes generieren. Jüngere Vereinsmitglieder unter 40 Jahren sind hier besonders aufgeschlossen.

Hat gerade jemand Tennisbälle gesagt? Bei den Montagsspielen hat der Protest gefruchtet, hier waren auch 71% der Fans gegen Montagsspiele, das hätte man ja auch Mal erfragen können, oder?

Abschließend ist mir wichtig, dass mein Verein seine Fans wertschätzt, die Sicherheit bei Heimspielen und der öffentliche Auftritt meines Vereins.

 

Spannender Typ dieser Manni Bimberle, oder? Auch wenn einige der Zahlen aus einer Studie von PWC aus dem Jahr 2016 stammen und sich z.B. die Zahl weiblicher Fans stark erhöht hat, kann jeder das Verhältnis nachvollziehen.

Und wenn es Euch wie mir geht, dann habt ihr bei einzelnen Punkten diesen einen Fan im Kopf, der beim Stadionbesuch zwei Reihen vor euch steht.

 

Aber ganz oft auch mich selbst: Wenn das Hotel oder das Ticket fürs Auswärtsspiel gebucht wird, man das neue Trikot zum Vollpreis bestellt oder man doch wieder das zweite und dritte Bier im Stadion holt.

So langsam macht auch die Nivea-Werbung Sinn, oder dass Audi, Porsche und Mercedes im Windschatten der Clubs sichtbar sein wollen. Dass Coca-Cola und Pepsi auf jedem Werbeträger, der sich nicht wehren kann, beworben werden, ist nun auch klar.

 

Man kann aber eines zusammenfassen: Manni sagt einem ganz genau, was er möchte und was nicht. In Zeiten des DFL-Deals ist es deshalb umso unverständlicher, warum man denkt, den Manni  zurücklassen zu müssen, um in der Ferne das monetäre Wagnis zu suchen. Es gibt Potential, der Fan macht auch mit, möchte aber bei all seiner Leidenschaft nicht übertölpelt werden. Drei Abos um alle Spiele seines Clubs sehen zu können ist da der erste Affront, doch dabei bleibt es nicht. Die Brust des Traumvereins wird durch Wettanbieter entweiht – statt Manni Manni Manni nur Money Money Money.

 

Manni Bimberle, der wahrlich existierende Goldesel, im Vergleich zum DFL-Investor, der wie der Müllermeister im Rumpelstilzchen verspricht, dass die Vermarktungstochter Stroh zu Gold spinnen könnte. Was auch klappt, aber nur indem die Vermarktungstochter das Tafelsilber versetzt und am Ende das erste Kind abliefern soll. Am Ende zerreißt sich das Rumpelstilzchen, weil so elementares Wissen kann ja nur der Teufel bereitstellen, obwohl die Lösung immer auf dem Tisch lag.

Und wenn Sie keine Mehrheit finden, dann wählen Sie noch heute.



Links zu den Studien:

https://www.pwc.de/de/technologie-medien-und-telekommunikation/fussballfans-lassen-sich-vereinsliebe-mehr-als-1000-euro-pro-saison-kosten.html 

https://www.emetriq.com/experten-insights/infografik-der-deutsche-fussball-fan/